Eltern werden in vielen Lebensbereichen benachteiligt, insbesondere in der Berufswelt. Um das zu ändern, gehört Elternschaft als Benachteiligungsgrund ins Gesetz geschrieben. Was sich dadurch ändert, lesen Sie hier.
Benachteiligung im Berufsleben
Besonders deutlich sieht man die Benachteiligung von Eltern in der Berufswelt. Das beginnt meist schon beim Bewerbungsgespräch. Hier werden vor allem Frauen oft nach ihrer Kinderplanung oder der Arbeitsaufteilung in der Familie gefragt. Arbeitgeber bieten gezielt nur befristete Verträge an oder verlängern diese im Falle einer Schwangerschaft nicht.
Mütter und Väter erleben nach der Elternzeit oft Ablehnung in ihrem Beruf. Teilzeitverträge werden ungerechtfertigt abgelehnt, Kündigungen am ersten Tag nach der Elternzeit ausgesprochen oder sie erhalten nach dem Wiedereinstieg keinen gleichwertigen Job mehr. Eltern müssen mit abwertenden Sprüchen sowie finanziellen Nachteilen im Joballtag zurechtkommen, etwa aufgrund hoher Fehlzeiten durch ein krankes Kind. Wer also versucht, Familie und Beruf möglichst gut unter einen Hut zu kriegen, hat meistens das Nachsehen.
Fakt ist, dass arbeitende Eltern erheblich benachteiligt werden. Das hat sogar den Bund im Kontext des neuen EU-Gesetzes zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf dazu veranlasst, Untersuchungen zu dem Thema durchzuführen. Andere Länder wie Österreich sind da übrigens schon sehr viel weiter und bestrafen Benachteiligungen aufgrund der Tatsache, dass jemand Kinder hat.
Corona verstärkt Belastung der Eltern
Kinderbetreuung in Zeiten der Corona-Pandemie ist ein Kraftakt. Die Mehrheit der Eltern betreut ihre Kinder und arbeitet gleichzeitig von zuhause. Sofern die Arbeitgeber das überhaupt erlauben. Andernfalls sehen sich die Eltern mit weiteren Problemen konfrontiert. Eine schwierige Zeit, Mutter und Vater zu sein. In meinem Podcast hat Klaus Roosen erzählt, dass viele Familien zunehmend unter der Doppelbelastung leiden.
Die Pandemie hat gnadenlos Schwachstellen in Bereichen wie Kita, Betreuung und Pflege aufgezeigt. Doch was machen wir nun aus der Situation? Die Erkenntnisse dieser Krise sollten wir nutzen, um dringend nötige Veränderungen herbeizuführen, die langfristig wirken. Dafür gehört für mich auch, Elternschaft als Benachteiligungsgrund ins Gesetz zu schreiben.
Elternschaft ins Gesetz aufnehmen
Ein Gesetz regelt, welche Benachteiligungen verboten sind. Niemand darf aufgrund der Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung schlechter behandelt werden. Elternschaft steht noch nicht auf dieser Liste. Das soll sich aus den genannten Gründen ändern. Die Initiative #ProParents setzt sich mit einer Petition für die Änderung ein.
Eine Aufnahme in das Gesetz würde alle berufstätigen Eltern, unabhängig von Familienstand und vom Geschlecht umfassen. Mütter, Väter, egal ob alleinerziehend oder in Partnerschaft – vom Minijobber bis zur Geschäftsführerin. Sie alle wären durch die gesetzliche Grundlage vor Benachteiligungen geschützt. Das heißt, sie hätten Anspruch auf Schadensersatz und könnten sich im Falle eines Falles auf eine Beweislastumkehr stützen.
Wie ist die Situation von Familien?
Familien stellen einen zentralen und wertvollen Teil unserer Gesellschaft dar. Umso wichtiger ist es, ihre Lebenssituation stetig zu verbessern und eine fortschrittliche Entwicklung der Gesellschaft zu ihren Gunsten zu fördern. Die Pandemie und die anhaltende Benachteiligung von Eltern bestätigen das. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eine regelmäßige Bewertung der aktuellen Situation von Familien. Die Landesregierung soll deshalb regelmäßig einen Bericht vorgelegen.
Ein Familienbericht wurde in NRW zuletzt 2015 veröffentlicht, seitdem gibt es keine neuen Daten und Fakten. Das zuständige Ministerium hat bisher keine Pläne für einen neuen Bericht vorgestellt. Aus diesem Grund hat sich die SPD-Landtagsfraktion mit einer Großen Anfrage bei der Landesregierung nach der Situation von Familien erkundigt.
Familien gehören ins Politikressort
Die Journalistin Teresa Bücker schrieb: „Familienthemen gehören nicht (nur) in Elternmagazine, sie sind keine Unterhaltungsthemen, sie gehören ins Politikressort, damit endlich nicht mehr nur diejenigen, die in Familien mit kleineren Kindern leben, sie als politische Themen wahrnehmen.“ Dem kann ich nur zustimmen.
„Kinder sind Zukunft“ darf nicht nur ein Wahlkampf-Slogan sein. Wir müssen dafür sorgen, dass Eltern neben ihrem Beruf noch Zeit und Kraft haben, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Die Aufnahme von Elternschaft in das Gesetz ist hier nur ein Anfang. Familien verdienen mehr Verständnis von der Gesellschaft und vor allem mehr Respekt. Doch Respekt allein reicht nicht aus. Wir haben jetzt die Chance, die Schwachstellen in der staatlichen Unterstützung von Familien zu benennen und auch zu beheben.