Regional liegt im Trend. Ob es der Urlaub in der Region oder der Einkauf ist. Was früher Bio-Lebensmittel für die Kunden waren, ist heute regionales Einkaufen. Immer mehr Menschen möchten Milch, Eier, Käse, Fleisch, Obst und Gemüse direkt aus der Region kaufen.
Bundesweit gründen sich deswegen immer mehr regionale Vermarktungsinitiativen. Am Niederrhein gibt es unter anderem die Initiative Gutes vom Niederrhein oder die Genussregion Niederrhein.
Regional hat viele Vorteile
Warum ist regional einkaufen „in“? Die Antwort ist einfach. Man achtet wieder mehr auf das saisonale Angebot, schmecken tun die regionalen Produkte oft auch besser als jene aus dem Supermarkt, die oft schon einige Flugmeilen hinter sich haben. Gleichzeitig tut man etwas Gutes für die heimischen Produzenten und Vermarkter und die Umwelt, denn die Transportwege sind kürzer. Viele regionale Lebensmittel sind sogar 24 Stunden am Tag verfügbar, da einige lokale Produzenten Lebensmittelautomaten anbieten. An denen können sich die Kunden ihre Lebensmittel flexibel selbst „ziehen“.
Regional unterstützen
Ob während meines Tagespraktikums beim Spargelhof oder im Schweinebetrieb, spürbar war dabei immer, dass der wirtschaftliche Druck auf die Landwirte enorm ist. Konkurrenz aus dem europäischen Ausland, Dumping-Preise durch Discounter und unterschiedlich hohe Regularien machen den Landwirten zu schaffen. Deshalb suchen immer mehr Betriebe nach alternativen Vertriebswegen, um sich wirtschaftlich unabhängiger vom Markt zu machen. Die regionale Direktvermarktung ist eine super Möglichkeit, die mittlerweile auch beim Verbraucher ankommt. So ergab eine Umfrage des NRW-Umweltministeriums, dass 75% der Bürgerinnen und Bürger sich mehr regionale Lebensmittel im Einzelhandel wünschen.
Wo finde ich regionale Vermarkter?
Bei meinem wöchentlichen Einkauf schaue ich meistens auf dem Kamp-Lintforter Markt und anschließend bei der Milchtankstelle am Paschenhof in Neukirchen-Vluyn vorbei. Sonntags mal eben spontan losfahren und Eier kaufen, um spontan Waffeln zu backen? Ich bekenne mich schuldig. 😉 Kurzum: Ich versuche so oft wie möglich regional einzukaufen.
Bei meinen Wanderungen durch den Wahlkreis sind mir dabei auch schon einige Hofläden, Metzgereien mit eigener Schlachtung, Milchtankstellen und sonstige Automaten aufgefallen. Aus diesem Grund haben mein Team und ich eine praktische digitale Landkarte mit rund 60 regionalen Vermarktern bzw. Erzeugern aus der Umgebung erstellt. Dieser Link führt zur Karte bei Google-Maps.
Etwas fehlt? Gerne nehmen wir Hinweise und Ergänzungen entgegen.
Wie viel sind uns unsere Lebensmittel wert?
Der Trend ist da, doch es stellt sich trotzdem die Frage: Ist der Verbraucher bereit, für die regionalen Lebensmittel mehr zu bezahlen als für die Alternativen aus dem Supermarkt? Bereits 2016 habe ich bei meiner damaligen Sommertour die Frage aufgeworfen, wie viel uns unsere Lebensmittel wert sind. Die Menschen wollen verstärkt regional einkaufen. Das kann aber nicht jeder. So wägt man ab, in welchem Umfang regionales Einkaufen eine Alternative darstellen kann. Dafür muss man bestimmt an der einen oder anderen Stelle seinen eigenen Konsum überdenken. Vielleicht gibt es dann nur alle paar Tage Fleisch und mehr saisonales Obst und Gemüse. Ich glaube aber, es lohnt sich: Für uns als Kunden, für die regionalen Produzenten und für unsere Heimat.
Warum kann regional teurer sein?
Dazu ein Beispiel: Die Eier auf dem Biolandhof Frohnenbruch kosten mehr als Bio-Eier im Supermarkt. Was macht diese Eier so besonders, dass ein höherer Preis gerechtfertigt wäre? In der üblichen Eierproduktion werden die männlichen Küken geschreddert. Da sie weder Eier legen können, noch eine starke Brustmuskulatur ausbilden, sind sie für die Züchter und Halter „unwirtschaftlich“. Deshalb werden in Deutschland jedes Jahr rund 45 Millionen männliche Küken getötet. Der Biolandhof in Kamp-Lintfort zieht diese männlichen „Bruderküken“ mit auf und versucht mit dem hohen Eierpreis seine Mehrkosten zu decken. In dem Fall kann ich als Kunde den höheren Preis gut nachvollziehen und für mich persönlich entscheiden, ob mir das wichtig ist.
So schmeckt „Zuhause sein“
Mit diesen Empfehlungen könnt Ihr den Geschmack des Niederrheins für euch entdecken. Wenn ich persönlich an unsere Region denke, habe ich je nach Jahreszeit verschiedene Geschmäcker auf der Zunge: Äpfel und Rübenkraut, Spargel oder auch den ein oder anderen selbst gebrannten Schnaps. All diese und viele weitere Lebensmittel erinnern mich an den Niederrhein und geben mir ein Gefühl von „Zuhause sein“. Das liegt daran, dass mir diese Geschmäcker vertraut sind. Sie sind – wie der Niederrhein und der Kreis Wesel selbst – Heimat.