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Heimat: Meine fünf Hauptanliegen
- Heimat grenzt nicht aus: Jeder Mensch hat eine Heimat und niemand hat darüber zu bestimmen, mit wem er sich diesen Ort teilt. Darum möchte ich den Begriff nicht jenen überlassen, die andere Menschen ausgrenzen wollen.
- Heimat ins Heute übersetzen: Der Begriff Heimat klingt so altmodisch, ja manchmal sogar rückwärtsgewandt. Viel Schindluder ist mit diesem Begriff getrieben worden. Dabei beschreibt er einen wichtigen Ort und mehr noch ein prägendes Gefühl. Als Sozialdemokrat sehe ich Heimat als etwas Positives und möchte deshalb andere ermuntern, es ebenso zu sehen.
- Heimat beschützen: Viel vom Gefühl der Heimat hängt ab, wie es an einem Ort aussieht. Für den Niederrhein sind Felder, Wiesen, Äcker und Wälder prägend. Die Industrie, zum Beispiel über den Abbau von Kies und Sand, hat im vergangenen Jahrhundert viel von diesem Bild zerstört. Jetzt gilt es, heimatliche Gefilde zu schützen und wo möglich wiederherzustellen. Auch, um weiterhin etwas zum Bestaunen und Zeigen zu haben – und damit kommen wir zum folgenden Punkt:
- Meine Heimat macht mich stolz. Darum möchte ich sie anderen zeigen – zum Beispiel als Wanderführer. Bei meinen Wanderungen, an denen Sie gerne teilnehmen können, möchte ich Zusammenhänge erklären und darüber aufklären, warum sich beispielsweise meine Heimatstadt Kamp-Lintfort so entwickelt hat. Selbst Einheimische werden auf diese Weise viel Neues über ihre Heimatstadt erfahren.
- Heimat für alle: Damit meine Heimat auch mein Zuhause bleiben kann, braucht es bezahlbare Wohnungen für alle. Dafür können wir als Politik eine Menge tun, indem wir Sozialwohnungen (mit-)finanzieren und verhindern, dass ganze Stadtteile zu reinen Nobelsiedlungen verkommen.
Wie wird Heimat definiert?
Wikipedia beschreibt ganz nüchtern, was Heimat ist: „Der Begriff Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum (Territorium). Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wird und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden.“ Geht mir genauso: Kamp-Lintfort ist meine Heimatstadt und der linksrheinische Teil des Kreises Wesel ist die Heimat, in der ich aufgewachsen bin. Zeit meines Lebens bin ich hier nicht weggekommen – oder sollte ich besser schreiben „von losgekommen“? Heimat beschreibt jedoch nicht zwingend nur einen Ort, sondern viel mehr ein Gefühl, das sich aus schönen Erinnerungen speist. Deshalb hängen die meisten Menschen zeitlebens am Ort ihrer Kindheit und frühesten Jugend. Das habe ich erlebt bei einer Nachbarin, die vor mehr als einem halben Jahrhundert als Vertriebene nach Kamp-Lintfort kam und dort ihr ganzes erwachsenes Leben verbrachte. Und dennoch nannte sie die Stadt nie ihre Heimat. Das ist keineswegs Undankbarkeit. Es deckt sich vielmehr mit dem Gefühl, das in den Herzen von Zuwanderern und geflüchteten Menschen steckt. Die meisten von ihnen leben und lieben Deutschland, aber es ist nicht zwangsläufig auch ihre Heimat – so schön dieser Gedanke auch ist.
Heimat oder Zuhause – wo ist der Unterschied?
Heimat und Zuhause – dieses Begriffspaar beschreibt einen wichtigen Unterschied. Denn dort, wo ich zufrieden lebe, ist mein Zuhause. Das kann meine Heimat werden oder sein, aber das muss es nicht zwangsläufig (siehe oben). Wenn mein Zuhause nicht in meinem Geburtsland oder -ort liegt, dann ist es kein grober Undank zu sagen: Meine Heimat liegt woanders. Es ist ein Gefühl, das sich nicht löschen lässt, weil die prägendste Zeit meines Lebens an einem Ort stattgefunden hat, an dem ich heute nicht Zuhause sein kann oder sogar will. Zuhause sage ich so oder so zu dem Ort, an dem meine engste Familie und meine Freunde leben.
Was Heimat für mich bedeutet!
Wie gesagt denke auch ich gerne an meine Kindheit und Jugend im Kreis Wesel zurück. Mein Heimatgefühl kommt aber auch daher, dass ich die Menschen lieb gewonnen habe, die hier mit mir zusammenleben. Die „große Schnauze“ der Bergleute, die offene Art einem alles an den Kopf zu knallen, was raus will, und dann doch das große Herz am rechten Fleck. Nicht lang sabbeln, sondern helfen, wenn Not am Mann ist. Das bedeutet Heimat für mich.

Wo ist meine Heimat?
Meine Heimat liegt im Schatten der Fördertürme und Kopfweiden, auf den Waldwegen der Leucht und in den Siedlungen der Bergleute. Meine Heimat kann man von den Bergehalden aus sehen und beim Vorbeifahren auf der A57 verwischt es manchmal zu einem schmutzigen Grau. In meiner Heimat nennt man Kinder Blagen und meint es doch liebevoll. Unsere Sprache klingt wie ein Singsang aus Dat und Wat, der an Markttagen besonders laut über die Plätze weht. Wen wir lieben, den lieben wir. Und wen wir nicht mögen, der bleibt lieber wech!
Wie viel Heimat braucht der Mensch in einer globalisierten Welt?
Ich glaube, dass Heimat zunehmend wichtiger wird für uns Menschen. Unser Leben kennt heute kaum noch räumliche Grenzen. Über das Internet kann ich mit einer beliebigen Menge von Leuten in Kontakt bleiben. Ich kann die Länder dieser Welt bereisen und innerhalb kürzester Zeit lauter unsichtbare Grenzen überschreiten. Wer dermaßen mobil und frei ist, den zieht es am Ende doch immer zurück in die eigene Heimat. Fiel mir erst vor einigen Jahren wieder auf, als ich einen Schulkameraden kinderwagenschiebend in Kamp-Lintfort wiedertraf. Nach unserem Abi 1996 zog es ihn schnurstracks hinaus in die Welt. Jetzt ist er zurück – mit Familie und neugebautem Haus. „Weil ich es einfach vermisst habe“, gab er unumwunden zu.
Wie riecht und schmeckt Heimat?
Zugegeben: Manchmal riecht unsere niederrheinische Heimat nach Gülle. In heißen Sommern weht der Duft von Heu und Stroh über die Felder und in der Stadt entlockt die Sonne dem Asphalt einen ganz eigenen Duft, den sommertags alle Metropolen dieser Welt wie ein Parfum auftragen. Mehr noch als der Geruch prägt der Geschmack die eigene Heimat. Hier am Niederrhein etwa lässt man Erdbeeren und Äpfel, Grünkohl und Wirsing, Rübenkraut und so manchen selbst gebrannten Schnaps die Zunge herunter gleiten. Die Spezialitäten einer Region prägen das Bild, das andere von ihr haben. Noch dazu, wenn man alle Zutaten direkt vor Ort kaufen kann – direkt vom Produzenten. Ich finde, Regional ist das neue Bio. 🙂
Davon habe ich mich zum Beispiel auch im Gespräch mit Astrid Gerdes vom Gamerschlagshof in Xanten überzeugt. Aus diesem Grund habe ich mir die Mühe gemacht, die Regionalvermarkter meines Wahlkreises in eine praktische Landkarte bei Google einzutragen. Wahnsinn, wie viele leckere Produkte da zusammenkommen.

Warum Heimat plötzlich wieder in ist!
Je unsicherer die Welt um uns herum scheint, desto sicherer kommt uns das eigene Zuhause und die Heimat drum herum vor. Hier kenne ich die Menschen, die Umgebung und weiß, wie ich mich in ihr zu verhalten habe. Als die Corona-Pandemie unseren Bewegungsraum eingeschränkt hat, haben viele Menschen ihre Heimat wiederentdeckt – auf dem Fahrrad und in den Ferien, die plötzlich nicht mehr außer Landes führten. „Warum in die Ferne schweifen, sieh‘ das Gute liegt so nah“, hat sich als geflügeltes Wort wieder mal bewahrheitet. Und so ist Heimat zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder in. Modern interpretiert und als ein Ort, der für alle offen ist.

Heimat- und Geschichtsvereine – der richtige Ort, um die Heimat zu pflegen?
Voller Überzeugung bin ich Mitglied gleich mehrerer Vereine, die sich mit Heimat und Brauchtumspflege beschäftigen. Dazu gehören der Verein Niederrhein, der Verein Geistliches und Kulturelles Zentrum Kloster Kamp und der Heimat- und Verkehrsverein Vluyn. So unterschiedliche diese Vereine auch sind: Sie alle eint der Wunsch, an die Geschichte eines Ortes anzuknüpfen und damit für die Zukunft etwas Schönes zu schaffen! Das kann man finanziell unterstützen und zusätzlich aktiv werden. Als Wanderführer beispielsweise im VN oder ehrenamtliche Kraft im Kloster Kamp. So oder so stärkt dieses Engagement das eigene Heimatgefühl und man trifft Menschen, denen unsere Heimat ebenso wichtig ist.