Glaube verbindet ganz unterschiedliche Menschen miteinander. Unabhängig von Einkommen, Geschlecht oder sonstiger Eigenschaften gehört zusammen, wer zum Beispiel an einen Gott glaubt. Den Glauben kann man altmodisch und rückwärtsgewandt finden. In einer Welt voller Einzelkämpfer und Einzelinteressen sind Glaubensgemeinschaften, aus meiner Sicht, aber eine der letzten Schmelztiegel unserer Gesellschaft.
Denn jeder Mensch braucht zwei Orte, an denen er sich zu Hause fühlt. Einen, der ganz real ist und in dem man geschützt wohnen kann, sowie ein zweites Zuhause im Geiste. Ein Zuhause, das nur eine Gemeinschaft bieten kann, die die gleichen Werte teilt.
Glaube bedeutet Konsens
Früher war dieses geistige Zuhause auch ein geistliches, religiöses Zuhause, denn die christlichen Kirchen boten die dafür nötige Gemeinschaft. Wer sonntags in die Kirche ging, traf auf Menschen, die den gleichen Glauben haben. Die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis oder die Dreifaltigkeit – ohne sie im einzelnen bewerten zu wollen, waren diese Punkte Konsens zwischen den Menschen des gleichen Glaubens.
Darüber musste nicht diskutiert oder gestritten werden, so dass man sich stets zurecht in der Sicherheit wusste, nicht allein zu sein. Das schweißte zusammen. Ferienfreizeiten, Gemeindefeste, das gemeinsame Feiern kirchlicher Festtage: Im Jahresverlauf gab es zahlreiche Gelegenheiten, eine Gemeinschaft zu sein.
Kolping bietet mir ein Zuhause
Ich selber habe eine solche Gemeinschaft in der Kolpingsfamilie Xanten gefunden. Weil ich hier sympathische Menschen getroffen habe, die meine Werte teilen und diese durch ihr Tun anderen vermitteln, habe ich gerne selber Verantwortung als Sprecher der Kolpingsfamilie übernommen. Das zusätzliche Engagement gebe ich gerne, weil ich dafür etwas zurückbekomme. Ein schönes Zuhause – im geistlichen wie im geistigen Sinne.
Ohne solche Gemeinschaften fehlt uns Menschen und damit der Gesellschaft insgesamt etwas sehr Wichtiges! Da bin ich mir absolut sicher. Wer mit Kirche und dem Glauben nichts anfangen kann, sucht sich vielleicht andere Gemeinschaften. Das kann in einem Sportverein sein oder in einer Gruppe, die dasselbe Hobby teilt.
Glaube diskutiert den Sinn des Lebens
Der Wermutstropfen hier ist allerdings, dass es sehr viel weniger ans Eingemachte geht. Sicherlich: Beim Ligaspiel kämpft man gemeinsam um Tore, Punkte, Meisterschaft. Wer Briefmarken sammelt oder Eisenbahnen fahren lässt, will mit anderen zusammen ebenfalls etwas Perfektes erschaffen. Um den Sinn des eigenen Lebens geht es dabei jedoch weniger. Das eigene Sendungsbewusstsein erschöpft sich im Streben nach eigenen durchaus sehr schönen Erfolgen.
Das schmälert nicht die große Bedeutung von Hobbys und Vereinen. Im Gegenteil unterstreicht es nur die Einzigartigkeit von Glaubensgemeinschaften. Ich finde deshalb, dass es richtig ist, Glaubensgemeinschaften in ihrer Arbeit zu unterstützen. Sie dürfen dabei nicht ausgrenzen oder stigmatisieren, andere Glaubensrichtungen schlecht machen oder den Stab brechen über denjenigen, die sich generell gegen den Glauben entschieden haben. Sie sollen Angebote machen, die jeder annehmen kann – oder eben nicht. Das ist alles und doch eine ganze Menge für eine Gesellschaft, die heute mehr Ich ist als Wir.
Luft zum Leben
Kraft zum Geben
Glück zum Teilen
Zeit zum Weilen
Wünsch ich dir
Heut von mir
Und schenke dir
Blumen auf Papier
Diese Zeilen von Doris Wohlfarth drücken aus, warum für mein Leben Gemeinschaft sehr wichtig ist. Und wenn man es erst meint mit dem Willen zu teilen, den Erwartungen und der Bereitschaft zu geben ist es wie mit dem Gegensatzpaar Atmen. Ein- und Ausatmen sind essentiell. Ein richtiges plus ein geistliches Zuhause wirken lebensfördernd, aber sie bedeuten auch Beziehungsarbeit. Ich bin gerne in beiden Gemeinschaften aktiv dabei.