Zum Jahresende soll das Bundesprogramm zur Förderung von Sprach-Kitas auslaufen. Das hat bei Kindertageseinrichtungen in NRW Bestürzung ausgelöst. Jetzt scheint ein Durchbruch geglückt. Wie es mit den Sprach-Kitas weitergeht und warum sie so wichtig sind, lest ihr hier.
Was sind Sprach-Kitas?
Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fördert das Bundesfamilienministerium seit 2016 die sprachliche Bildung in der Kindertagesbetreuung. Es richtet sich an Kitas, die von einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit besonderem sprachlichen Förderbedarf besucht werden. Das Programm verbindet drei inhaltliche Schwerpunkte: alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien. Seit 2021 liegt ein zusätzlicher Fokus auf digitalen Medien.
Film „Auf dem Weg zur Sprach-Kita“
In NRW wird jede 8. Kita von dem Programm gefördert, das sind rund 1400 Sprach-Kitas. Die Kitas werden durch zusäzliche Fachkräfte mit Expertise im Bereich sprachliche Bildung verstärkt, die direkt vor Ort tätig sind. Diese beraten, begleiten und unterstützen die Kita-Teams bei der Weiterentwicklung der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung. Zusätzlich finanziert das Programm eine Fachberatung, die mehrere Kitas bei der Umsetzung des Programmes unterstützt. Dadurch konnten bisher rund 1400 zusätzliche Fachkräfte und 100 Fachberatungen eingestellt werden.
Förderung in Gefahr
im Sommer verkündete Bundesministerin Lisa Paus (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) überraschend, dass das Bundesprogramm zur Förderung der Sprach-Kitas nicht verlängert werden soll und damit zum Ende diesen Jahres ausläuft. Sie verwies dabei auf die Verantwortung der Bundesländer. Diese forderten eine Verlängerung des Programmes. Ihre grüne NRW-Kollegin, Familienministerin Josefine Paul, sendete jedoch keine Signale für eine Weiterführung der Förderung durch das Land.
Im August wurde eine Petition an den Deutschen Bundestag gerichtet, die sich für den Erhalt der Sprach-Kitas einsetzt. Die Mindestzahl von 50.000 Unterschriften wurde deutlich übertroffen. Am 17. Oktober 2022 kam es daher zu einer offiziellen Anhörung im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages, die aber keine Einigung brachte.
Warum sind Sprach-Kitas so wichtig?
„Gib du mir dein Ohr und ich finde mein Wort!“ – Ein schöner Satz, der, wie ich finde, ganz gut die Bedeutung der Sprach-Kitas deutlich macht. Alle Kinder sollen von Anfang an von guten Bildungsangeboten profizieren. Um das zu erreichen, ist Sprache der Schlüssel: Durch sie erschließen wir uns die Welt, treten mit Menschen in Kontakt und eignen uns Wissen an. Studien haben gezeigt, dass sprachliche Kompetenzen einen erheblichen Einfluss auf den weiteren Bildungsweg und den Einstieg ins Erwerbsleben haben. Dies gilt besonders für Kinder aus bildungsbenachteiligten Familien und Familien mit Migrationshintergrund. Anders als bei der klassischen Einzelsprachförderung lernen in Sprach-Kitas die Kinder spielerisch die Sprache im Alltag.
In Anbetracht von Personalmangel und -fluktuation ist eine Streichung von Kita-Mittel ohnehin absurd. Der Bedarf an sprachlicher Bildung ist angesichts der pandemiebedingten Bildungslücken und des Zuwachses an nicht-deutschsprachigen Kindern aufgrund des Ukraine-Krieges sogar noch höher als früher.
Weil die Sprach-Kitas ein so wichtiger Baustein in der frühkindlichen Entwicklung sind, hat die SPD-Landtagsfraktion NRW bereits am 20. September von der Landesregierung gefordert, die Sprach-Kitas weiter zu unterstützen. Unseren Antrag findet ihr hier. Darin fordern wir u.a., dass sich die Landesregierung beim Bundesfamilienministerium für eine Fortsetzung der Finanzierung einsetzt und alternativ die Finanzierung ab 2023 durch Landesmittel garantiert. Zusätzlich soll das Progamm „plusKitas“ angepasst und ausgeweitet werden.
Einigung im Streit um die Sprach-Kitas
Mitte Oktober verkündete NRW-Familienministerin Paul, dass die Landesregierung die Sprach-Kitas ab kommendem Sommer selbst finanzieren will. Vorausgesetzt der Bund trage bis dahin noch die Kosten. In trockenen Tüchern war das Ganze bis gestern jedoch nicht. Zwei Monate vor dem Ende der Förderung hatten die zusätzlichen Sprach-Kita-Mitarbeiter:innen also keine Sicherheit. Deshalb haben sich viele bereits umorientiert.
Gestern Nachmittag dann endlich die gute Nachricht: Bis zum Sommer 2023 will der Bund die Sprachförderung in Kitas noch finanzieren. Danach will die Landesregierung das Programm selber weiterbezahlen. Eine gute Nachricht für die Mitarbeiter:innen, Eltern und Kinder in den Sprach-Kitas!