Eva Welling ist morgens um zehn gerne mal in der Wirtschaft. Des Berufes wegen. Familie Welling betreibt in Kamp-Lintfort und Moers Hotels. Gemeinsam mit ihrem Bruder ist Eva Welling vor einigen Jahren in den Betrieb eingestiegen. In einer neuen Folge meines Podcasts spreche ich mit der 33-Jährigen über das Aufwachsen in einer Hotel-verrückten Familie, das Hineinwachsen in den elterlichen Betrieb und darüber, wie man über die Krise hinauswächst.
Das Hotel als zweites Wohnzimmer
Das Hotel ist seit frühester Jugend das zweite Wohnzimmer von Eva Welling. Ob das Möhren wett schälen in der Hotelküche oder das Hausaufgaben machen an der Theke: Hotel ist für Familie Welling Beruf und Leben zugleich. Deshalb kann Eva Welling nur zu gut verstehen, dass manche Menschen – zum Beispiel Udo Lindenberg – gerne ihr Leben im Hotel verbringen. Im Übrigen hat sie auch mal im Atlantik-Hotel gearbeitet und Lindenberg bedient.
Nach dem Abi war Eva Welling klar, was sie machen möchte. Zwar stand auch mal Tierärztin als Berufswunsch hoch im Kurs. Doch so richtig konnte kein anderer Job das geben, was der Alltag im Hotel bereithält. Mal ist es das Gärtnern, das Kalkulieren im Büro, die Personalplanung und mal ist man Innenarchitektin, dekoriert, berät Gäste bei der Organisation von Veranstaltungen oder kreiert selbst Gerichte in der Küche. Abwechslung ist Alltag im Hotel.
Hotel in Theorie und Praxis lernen
Nach dem Abi folgte die Ausbildung in einer Hotelfachschule in der Schweiz. Warum mag man sich fragen: Eva Welling ist im Hotel groß geworden und kann doch schon alles. Naja, schmunzelt Eva Welling im Podcast und berichtet, dass vor allem der theoretische Hintergrund fehlte im Hinblick auf die Führung eines Betriebes. In der Schweiz wurde sie auch in der Küche ausgebildet. Lernte neben dem Umgang mit Gästen auch Betriebswirtschaft und Marketing.
Das hat letztlich auch geholfen, den Betrieb von außen zu sehen. Außerdem, so Welling, war ich dort nicht die Tochter vom Chef und musste mich behaupten. Sie kam als beruflich noch geformterer Mensch an den Niederrhein zurück, der sich zunächst ein Stück weit lösen musste, um schließlich in die Fußstapfen der Eltern treten zu können.
Wie wächst man über die Corona-Krise hinaus?
Die Corona-Krise hat auch Hotels hart getroffen. Bislang hat Wellings keine Corona-Hilfen bekommen. Wie geht man mit diesem Druck um, vor allem wenn man auch die Verantwortung für viele Mitarbeiter trägt? Für Familie Welling war die Vorstellung, im Lockdown die Hände in den Schoß zu legen, keine Option. Vielmehr haben sie mutige Entscheidungen getroffen. Im Parkhotel in Kamp-Lintfort entsteht bald ein neuer Spa-Bereich. Warum ausgerechnet jetzt? „Es muss weitergehen“, meint Eva Welling: „Wir haben überlegt, wie wir uns für die Zeit nach der Krise gut rüsten können. Als großer Arbeitgeber sind viele Menschen von uns abhängig. Das macht mutige Entscheidungen zwingend nötig.“
Bislang war das Hotel vor allem auf Geschäftsreisende eingestellt. Diese Reisen werden aber auch nach der Krise wohl nicht so schnell auf das gewohnte Niveau zurückgehen. Deshalb beschloss die Familie, sich einen neuen Markt zu erschließen. Nämlich den Leisure-Markt, also Ferien in der Region oder auch der spontane Kurzurlaub über das Wochenende in NRW. Deshalb die Erweiterung des Spas.
Stillstand ist keine Option
Das Erbe der Eltern ist groß. Deshalb kostet jede Entscheidung auch Überwindung, sagt Eva Welling. Aber Stillstand ist Rückschritt. Familie Welling stellt ihren Betrieb deshalb für die Zukunft und die Zeit nach Corona auf. Auch ein wichtiges Signal an die Mitarbeiter, die zum Teil nun seit einem Jahr in Kurzarbeit sind.
Wie muss es weitergehen, frage ich Eva Welling zum Abschluss unseres Gesprächs. Vor allem brauche man einen zeitlichen Horizont und eine planbare Perspektive. Die Einschränkungen seien absolut verständlich. Doch wenn Lockerungen anstünden, brauche man auch Vorlaufzeit. Aktuell wisse man nicht, was die nächsten Tage und Wochen bringen könnten.
Das gesamte Gespräch gibt es in der aktuellen Folge meines Podcasts, den man sich beim Podcatcher der Wahl abonnieren kann.
Liebe Eva, lieber René. Ein sehr gutes Gespräch von Euch beiden, das mich in meiner Auffassung bestätigt: Visionen sind in dieser Krise umso wichtiger. Genau diese „Positive Vibes“ sind ja das Elixier für die Zukunft.
Ich wünsche alles Glück und Gelingen.