Meine Partei, die SPD, hat mich gestern Abend (1. Juni 2016) für die Landtagswahl im Mai 2017 nominiert. Jetzt geht das Rennen los, das viele als „Olympiade der Demokratie“ bezeichnen. Die 346 Tage bis zur Wahl am 14. Mai 2017 entsprechen einem Marathon und nicht dem Sprint, den ich im Blitzwahlkampf 2012 hinlegen musste. Wie im Sport gilt es jetzt, einige wichtige Dinge zu beherzigen, um am Ende erfolgreich ins Ziel zu kommen.
Verwende genug Zeit auf die Vorbereitung.
Wie bei jedem Sport und allen politischen Projekten ist die Vorbereitung das Allerwichtigste. Dazu gehört, sich schon früh Gedanken darüber zu machen, was man bereits jetzt vorbereiten kann und muss. Klassischerweise sind das im Wahlkampf Dinge wie Fotos vom Kandidaten, eine eigene Internet-Präsenz und das Layout von Kampagnenmaterial. (Gute Hinweise dazu hat Leif Neugebohrn regelmäßig auf dem Blog seiner Werkstatt für Überzeugungsarbeit.) Ein persönlicher Slogan ist nie schlecht und eine Idee davon, was man als Streumaterial (Give-Aways) verteilen will, auch nicht. Das auszusuchen, zu diskutieren, zu entwerfen, in Auftrag zu geben und rechtzeitig geliefert zu bekommen, ist keine ganz triviale Aufgabe. Am allerwichtigsten: Ein guter Wahlkampf ist das Ergebnis einer Gruppenleistung. Alleine kommt kein Kandidat erfolgreich ins Ziel. Du brauchst Flügelleute und Tempomacher, Ideengeber und Unterstützer. An jedem einzelnen Tag auf diesem „Höllenritt Wahlkampf“ (Den Link musste ich irgendwie unterbringen, weil Frank Stauss und sein Blog/Buch Pflichtlektüren sind).
Teile Deine Kräfte ein.
Außerdem von Beginn an wichtig: Laufe nicht zu schnell los, sondern teile Deine Kräfte ein. Das meine ich ganz wörtlich, denn so mancher Wahlkämpfer kommt völlig erschöpft auf die Schlussgerade – und verliert dort wichtige Meter. Erfahrene Wahlkämpfer reden immer von den sechs Wochen vor einer Wahl als der „heißen Phase“. Früher war am Samstag Schluss mit Wahlkampf. Heute geht das Werben noch am Wahlsonntag weiter – manchmal auf der Straße, im Internet und den neuen Medien ganz bestimmt! Wer da schon k.o. in den Seilen hängt, verpasst es, diejenigen zu überzeugen, die sich erst am Wahltag für einen Kandidaten entscheiden. Übrigens sollte man nicht nur die eigenen Kräfte gut einteilen, sondern auch alle anderen Ressourcen. „Das Pulver trocken halten“, nannte das mal mein Vorgänger Wolfgang Roth. Man muss das Pulver nicht wieder ungenutzt mit nach Hause nehmen – das ist auch Verschwendung -, aber schon Wochen vor dem Wahltermin keinen Joker mehr in der Hand zu haben, kann von entscheidendem Nachteil sein.
Vertraue Deinem Körper.
Zwar laufe ich erst noch meinen ersten Halbmarathon, doch bin ich schon jetzt gewarnt: Egal, wie gut Du vorbereitet bist, ab Kilometer 20 läuft Dein Körper auf Reserve. Das fühlt sich nicht gut an. Das tut weh. Das Mittel dagegen? Weiterlaufen! Dieses Zutrauen zum eigenen Körper und Können ist wichtig. Es wird ab Kilometer 21 nicht warm und weich und kuschelig, aber Dein Körper weiß dann, dass du es ernst meinst, und trägt Dich bei guter Vorbereitung auch bis ins Ziel. Versprochen.
Dazu passt das Gefühl, dass ich bislang in allen meinen Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlkämpfen, die ich als Wahlkampfleiter und meistens auch Mit-Kandidat gestalten durfte. Ab einem gewissen Zeitpunkt laufen die Truppe und der Kandidat wie auf Schienen. Es gibt kein Zurück mehr und keinen neuen Anlauf. Die Weichen sind gestellt und alle rasen in Richtung Ziel. Dann ist Grübeln und Nachdenken verboten. Parole: Überlege nicht, funktioniere!
Runner’s High – Wahlkämpfers Low
Beim Laufen gibt es ein so genanntes „Runner’s High“, ein Hochgefühl, das Dich glücklich macht und alle anderen Strapazen vergessen lässt. Beim Wahlkampf gibt es das auch – und noch mehr: Denn dort gibt es auch ein „Wahlkämpfers-Low“. Wenn alle Trends und Meinungen gegen Dich sprechen und Du „Wind von vorne“ bekommst, dann fällt es nochmal so schwer, jeden Morgen raus zu gehen, um andere von Deiner Politik und Deiner Person zu überzeugen. Kolleginnen und Kollegen von mir behaupten, schon an der Stimmung am Wahlstand einen „Trend in Prozent“ spüren zu können. Das kann aufmuntern, das kann aber auch ganz schön herunter ziehen.
Am Ende zählt aber nur eines: Du musst da durch und bis zum Ziel laufen. Klar, dass Du Erster werden willst oder zumindest eine richtig gute Zeit laufen möchtest. Doch erst am Ende des Marathons weißt Du, ob es gereicht hat.
Ich für meinen Teil schnüre deshalb schon jetzt die Schuhe und mache mich auf den Weg!
Bild: Ryan Knapp via flickr (CC By-SA2.0)