NRW-Bauminister Mike Groschek war jetzt in Rheinberg zu Gast. Ziel seiner Reise: die Reichel-Siedlung. Investoren haben sich der dringend sanierungsbedürftigen Wohnungen angenommen – und stoßen jetzt auf Probleme. Denn nachdem sie die Wohnungen energetisch saniert haben, stimmt zwar die Öko- nicht jedoch die finanzielle Bilanz.
Kaum zu glauben, aber leider wahr: Während die ARGE nur einen gewissen Mietzuschuss pro Quadratmeter bei genau umrissenen Wohnungsgrößen zugesteht, spielen Nebenkosten eine untergeordnete Rolle. Das führt dazu, dass sich Hartz-4-Empfänger energetisch sanierte Wohnungen nicht mehr leisten können – obwohl sie in Summe oft genauso teuer sind, wie der Altbestand mit erhöhten Heiz- und Nebenkosten.
Ein Beispiel: Nach der Sanierung landen die Kaltmieten bei um die sieben Euro. Plus rund 0,60 Euro pro Quadratmeter Heizkosten sind das 7,60 Euro. Nebenan bei einem anderen Vermieter liegt der Mietpreis bei nur 3,50 Euro – jedoch mit Heizkosten von um die vier Euro. Vergleicht man beide Angebote, kommt’s also eigentlich für den Leistungsträger nicht drauf an, welche Wohnung der Leistungsempfänger bewohnt. Da die ARGE jedoch nur auf die Kaltmiete gucken darf, ist Wohnung zwei in Ordnung, aus der ersten Wohnung jedoch müsste ein Hartz-4-Empfänger innerhalb von sechs Monaten nach der Mieterhöhung ausziehen.
Wir wollen niemanden wegmodernisieren“, meinte der Investor beim Ministerbesuch. Auch wenn dieser Immobilienbesitzer sicher nicht selbstlos agiert, darf man ihm seine Worte abnehmen. Und der Minister beschrieb diese Farce als „täglichen Kampf in Absurdistan“. So blockieren wir ökologisch sinnvolle Projekte und gewinnen gleichzeitig nicht einen Cent Transferleistung. Ein Thema, an das wir ran müssen, indem wir ressortübergreifend denken.
Gepostet vor 14th September 2013 von René Schneider