Wähle ich nun Pest oder Cholera? Eine Frage, die ich mir seit knapp 14 Tagen immer dann stelle, wenn mich der Musik-Streamingdienst Spotify beim Programmstart um die Bestätigung seiner neuen Geschäftsbedingungen bittet. Bewegungsprofile, Sensordaten, Kontakte und sogar Bilder: Ganz abgesehen von der Frage, was der Anbieter (und seine Partner) mit diesen Daten machen will, gibt es derzeit wohl nur wenige sinnvolle Alternativen.
„Dann kündige ich da eben“, war mein erster Gedanke, als ich die neuen Nutzungsbedingungen las. Kaum erklärende Worte, warum man all die Daten von mir braucht. Wie immer nur das Mantra: Um unseren Dienst noch besser zu machen! Pustekuchen, da will ich nicht mitmachen – und stehe nun vor einem Problem. Bewusst habe ich mich dazu entschieden, das Sammeln von Musik auf physischen Datenträgern sein zu lassen. Was bringt es, tausende CDs zu besitzen, wenn man nur wenige Lieder immer wieder hört und ansonsten auf der Suche nach dem Neuen ist? Ohnehin werden die Silberlinge mit der Zeit unbrauchbar. Für meine Erben brauche ich also nicht zu sammeln. Stattdessen Spotify mit all seinen kuratierten Vorschlägen und meinen mittlerweile mühsam zusammengestellten Wiedergabelisten – fürs Laufen, für die Party, für einen gemütlichen Samstagabend. Die sind alle futsch, wenn ich gehe.
Gibt es dafür sicherlich noch Lösungen, verliere ich dagegen künftig bei einem anderen Streaming-Anbieter massig Datenvolumen, wenn ich unterwegs Musik höre. Dem so genannten „Zero Rating“ ist es zu verdanken, dass bei meinem Mobilfunkanbieter Telekom die heruntergeladene Musik von Spotify nicht auf mein monatliches Inklusiv-Datenvolumen angerechnet wird. In guten Zeiten ein dickes Plus, jetzt, wo eine Scheidung in der Luft liegt, aber ein echtes Hemmnis für Wechselwillige.
Genau deshalb setze ich mich ja ein für die Netzneutralität, die besagt, dass im Internet nur die grundsätzliche Gleichbehandlung aller Datenpakete unabhängig von Inhalt, Dienst, Anwendung, Herkunft oder Ziel ein freies Netz garantiert. „Zero Rating“ dagegen fesselt mich nun unsichtbar an einen bestimmten Anbieter – und diskriminiert damit alle anderen.
Apropos alle anderen: Beim Durchstöbern möglicher Alternativen wird schnell klar, dass es für mich nirgendwo günstiger wird als rund zehn Euro im Monat. Auch bei den Datenschutzbestimmungen finde ich immer wieder Haken und Ösen – weniger dreist als derzeit bei Spotify, aber was garantiert mir, dass nicht auch Apple-Music & Co. ihre AGB bald schon in dieselbe Richtung entwickeln? Wahrscheinlich ist es. In einem Anflug von Zynismus halte ich zwischenzeitlich das Streaming-Angebot von Apple für den besten Ausweg. Schließlich wissen die ohnehin schon alles über mich und mein iPhone.
Am Ende kommt es mir so vor wie beim Herunterladen einer neuen App, die mich um Zugriff auf alles Mögliche bittet, was in Anbetracht von Sinn und Nutzen des Programms nicht in allen Fällen sofort einleuchtet. Klicke ich Abbrechen, verzichte ich auf das Programm. Stimme ich dagegen zu, werde ich wieder ein kleines Stückchen gläserner. Vogel, friss oder stirb!
Bild: Rolf B. (via flickr), CC BY-SA 2.0