Die Rückkehr des Wolfes ist ein Erfolg für den Naturschutz. Führt aber auch zu Problemen, wenn Wölfe auffällig werden und in dicht besiedelten Gebieten dem Menschen immer näher kommen. Die Pony-Risse und Begegnungen mit dem Rudel um Wölfin Gloria im Wolfsgebiet Schermbeck verunsichern vor Ort. Eine mögliche Lösung wäre besserer Herdenschutz. Deshalb hat die SPD im Juni einen Antrag im NRW-Landtag gestellt, der jetzt abgelehnt wurde. Wie geht es nun in NRW mit Wolf und Weidetieren weiter?
SPD-Antrag für mehr Herdenschutz
Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass die Rückkehr des Wolfes insbesondere die Weidetierhalter vor enorme Herausforderungen stellt. Sie müssen erhebliche finanzielle wie zeitliche Ressourcen aufbringen, um neben der alltäglichen Arbeit auch den nötigen höheren Schutz ihrer Tiere zu gewährleisten. Um vor Ort zu helfen und die Situation zumindest etwas zu entspannen, gibt es aus meiner Sicht nur zwei Lösungen. Entweder ich entnehme, also töte, Tiere bis das auffällige Verhalten nicht mehr auftritt. Eine solches Vorgehen ist im Grunde willkürlich, denn eine Individualisierung also Zuordnung der Risse zu den Wölfen wird nicht konsequent umgesetzt. Oder ich investiere in präventiven Herdenschutz und umfassende Entschädigung im Falle von Rissen. Ich gebe zu, das ist ein Balanceakt. Doch nichts zu tun, hilft niemandem.
Prinzip Prävention
Die Eckpfeiler unseres Antrags waren die Ausweitung der Förderung auf alle potenziellen Beutetiere wie Ponys oder auch Kälber, die Übernahme laufender Kosten und das Prinzip der Prävention. Die Prävention ist aus meiner Sicht wesentlich. Denn nur indem wir wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen bereits vor der zu erwartenden Wolfsrückkehr fördern und installieren, lernt der Wolf nicht am lebenden Objekt, wie er am besten Zäune überspringt, die die Tiere aktuell häufig ohnehin nicht ausreichend schützen.
Forderungen der SPD im Landtag
- das Prinzip Prävention etablieren und wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen schon vor der zu erwartenden Wolfsrückkehr fördern,
- ein flächendeckendes Informations- und Beratungsnetz, um Anwohnerinnen und Anwohner sowie Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter gleichermaßen zu informieren und zu beraten – hierbei sollten die jeweiligen Landkreise mit in die Planung einbezogen werden;
- Wolfsberaterinnen und Wolfsberater hauptamtlich beschäftigen, damit sie die Zusammenarbeit und Kooperation zwischen Veterinären und Landwirtschaftskammer organisieren und optimieren können;
- die Ausweitung der Förderung und Entschädigung auf alle potenziellen Beutetiere – also auch Weidetiere wie Rinder, Pferde oder sonstige gehaltene Tiere und
- die Ausweitung der Förderung auf Anschaffung und laufenden Unterhalt von Herdenschutzhunden und wolfsabweisenden Zäunen.
Wie geht es weiter mit Wolf und Weidetieren?
Dieser Antrag wurde kürzlich im Landtag abgelehnt. Für die Menschen im Wolfsgebiet verändert sich also in absehbarer Zeit nichts. So bleibt auch das Versprechen der Ministerin einer Ausweitung des Herdenschutzes auf Pferde hinter meinen Erwartungen zurück. Denn nur im Streifgebiet des Schermbecker Wolfsrudels können Besitzer von Klein- und Jungpferden nun auf eine Förderung hoffen. Ob die Anforderungen an die Herdenschutzzäune ausreichen und tatsächlichen Schutz vor dem Wolf bieten, steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt.
Stattdessen soll jetzt eine Verordnung nach niedersächsischem Vorbild auf den Weg gebracht werden. Fraglich ist allerdings ihre Wirkung, denn sie wird weder EU- noch Bundesrecht brechen. Und dort ist der hohe Schutzstatus des Wolfs verankert. Auf meine Nachfrage, ob sie künftig als Verantwortliche mit einer neuen Verordnung im Rücken eine Entnahme anweist, antwortete sie sinngemäß: Das muss man erstmal genauestens prüfen.
Die Probleme vor Ort bleiben also vorerst leider ungelöst, denn die Landesregierung hat bislang weder eine Lösung für auffällige Wölfe noch besseren Herdenschutz auf den Weg gebracht.