Zugausfälle: Fahrgäste nicht dumm stehen lassen

Mit Bus und Bahn fahren? Im Moment eher schwierig.

Wer Bahn fährt, löst ein unausgesprochenes Versprechen ein: Auf der Schiene geht es ohne Verspätung und lästige Staus in einer festgelegten Zeit von a nach b. Das ist gut für alle, die pünktlich irgendwo sein müssen – in der Schule, auf der Arbeit, am Flughafen. Wenn dieses Versprechen allerdings regelmäßig gebrochen wird, dann hat der gesamte öffentliche Nahverkehr ein Akzeptanz-Problem. Ich meine: Mithilfe der Digitalisierung könnte man zumindest die Symptome lindern!

Fahrgäste nicht dumm stehen lassen

Dass viele Menschen lieber Auto fahren statt auf Bus und Bahn zu setzen, hat auch mit dem Gefühl zu tun, alles im Griff zu haben. Noch im Stau steuere ich selbst und das Navi sagt mir, wann ich an meinem Ziel bin. Ganz anders am Bahnsteig, wenn ich vergebens auf den Zug warte. Ohne dass mir einer sagt, was los ist. Das ist ein Hauptproblem der NordWestBahn, die derzeit u.a. auf der Strecke Duisburg-Xanten eine ziemlich schlechte Figur macht. Auch die Deutsche Bahn (DB) ist im Fernverkehr nicht viel besser aufgestellt. Zugausfälle und Verspätungen: Ohne dafür die Gründe und die Schuld zu diskutieren, könnte vieles besser sein, wenn man die Fahrgäste wenigstens ordentlich informiert.

Standorte in Echtzeit

Keine Raketen-Wissenschaft: Heutzutage gibt es dafür Apps und Internetseiten über die man seine Kunden informieren kann und muss. Es ist möglich, Züge und Ersatzbusse trackbar zu machen. Ausgerüstet mit Sendern funken sie ihren Standort. Ein beweglicher Punkt auf der Online-Karte zeigt dem Fahrgast: Mein Zug oder Bus ist unterwegs. Auf die Minute genau würde angezeigt, wie früh oder spät das Transportmittel eintrifft. Ganz wie beim Navi im Auto. Der Landtag hat sich dazu im Rahmen einer Enquete-Kommission schon mal Gedanken gemacht.

Unternehmen muss gesamten Prozess digitalisieren

Nichts ist so ätzend wie auf einem Bahnsteig vergebens darauf zu warten, dass mein Zug kommt. Oder verspätet er sich nur? Wer das nicht weiß ist zunächst ratlos, dann sauer. Würden die Verkehrsunternehmen ihren gesamten Mobilitätsprozess digitalisieren und mithilfe von Sensoren die wichtigsten Daten automatisch erheben, könnten kluge Programme den Nutzer vollumfänglich informieren. Wenn die Schnittstelle der Daten dann noch offen ist, hätten externe Entwickler die Möglichkeit, passgenaue Programm zu schreiben. Vielleicht sitzt ja manch ein Programmierer am Bahnsteig und würde sich gerne die Wartezeit damit vertreiben, eine nützliche Mobilitätsapp für alle zu programmieren. Beispiele für solch selbstlose Programmierkunst gibt es im Netz zahlreich.

Gift für das zarte Pflänzchen Nahverkehr

Dass zur Zeit immer wieder unvorhergesehen Zugverbindungen ausfallen oder ganze Takte nur mit dem Bus bedient werden, ist kein Dauerzustand. Das ist schlecht für den Nahverkehr, der auf dem Land ohnehin nur ein Schattendasein fristet. Damit steht für viele Menschen abseits der großen Städte fest, dass man ohne Auto aufgeschmissen ist. Eine regelmäßige Bahnverbindung gibt dagegen ein Versprechen – und muss es dann auch halten. Sonst kommt es so, wie ich es derzeit von vielen Seiten höre: Berufspendler kündigen ihr Jobticket und steigen wieder aufs Auto um. Mama und Papa fahren neuerdings wieder ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, damit sie nicht zu spät kommen. Zugausfälle und Verspätungen sind einfach Gift für das zarte Pflänzchen Nahverkehr. Der Image-Schaden ist riesig.

Scouts für alle Bahnhöfe

Wie gesagt: Ich verstehe den Ärger der Bahnnutzer sehr gut. Gelbe Karte, rote Karte, runter vom Gleis kann aber derzeit nicht die Lösung sein. Eine Kündigung beispielsweise der NordWestBahn verbessert die Situation ja nicht sondern würde erst nach Monaten einem neuen Betreiber die Möglichkeit geben, es besser zu machen. Doch hätte dieses Bahnunternehmen die gleichen Personalschwierigkeiten zu bewältigen. Was mir bei allem Verständnis für die NordWestBahn jedoch fehlt, ist Aufklärungsarbeit. Digital wie leider auch im echten Leben.

Die Informationsseiten des Unternehmens im Internet sind unübersichtlich. Betroffene berichten mir, dass die Telefonhotline nicht viel besser informiert ist. Wenn schon eine vollumfängliche Digitalisierung der Prozesse über Nacht nicht möglich ist, muss analog informiert werden. Ich finde, es müssten jeden Tag Scouts an den betroffenen Bahnhöfen stehen, um den Passagieren mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Diese könnten aktuell und fachkundig informieren über stattfindende Verbindungen und ihre Alternativen. Zumindest so lange der Ersatzfahrplan zwischen Duisburg und Xanten gilt.

Am Ende wird (hoffentlich) alles gut

Bis zum 30. April 2019 soll dieser Ersatzfahrplan beispielsweise auf der Strecke zwischen Duisburg und Xanten Bestand haben. Zugausfälle inklusive. Ich hoffe weiterhin, dass mit frisch ausgebildetem Personal danach alles wieder gut wird. Doch bis dahin muss die NordWestBahn alle erdenklichen Ressourcen in Kundeninformation und -service stecken. Sonst brechen ihr die Fahrgastzahlen ein auf einer Strecke, die gut und gerne von ihren Nutzern leben könnte.

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