Woche des Waldes: Wo brennt’s im Wald?

Woche des Waldes: Wo brennts im Wald?

Zum Tag des Waldes am 21. März gibt es leider wenig zu feiern. Der Wald in Deutschland ist angesichts vielfältiger Bedrohungen schwächer denn je. Deshalb werde ich mich eine Woche lang in vielen verschiedenen Formaten – unter anderem einer Online-Diskussion mit Expert:innen – mit dem Wald beschäftigen. Ich möchte herausfinden, wo’s brennt im Wald und was wir tun können.

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Wald satt

Mit rund 935.000 Hektar sind 27% der Fläche Nordrhein-Westfalens von Wald bedeckt. Das ist eine ganze Menge. Zum Vergleich: Die bebauten Siedlungs- und Verkehrsflächen nehmen nur circa 23% der Fläche ein. Aber: Weil immer mehr Flächen versiegelt werden, zieht sich auch der Wald immer weiter zurück.

Der Wald kann vieles sein: Arbeitsplatz, Lebensraum oder auch Erholungsgebiet. Einige seiner verschiedenen Funktionen habe ich bei meiner Sommertour 2018 zum Thema „Gut Holz – so viel Leben steckt in unserem Wald“ kennenlernen dürfen.

Der Arbeitsplatz

Für Forstwirt:innen und Waldbauern ist der Wald vor allem Arbeitsplatz. Sie bewirtschaften Forstgebiete oft über Generationen hinweg. Deshalb ist für sie der Erhalt des Waldes besonders wichtig. Und nicht nur für sie: Holz ist ein nachwachsender und CO²-neutraler Rohstoff, der vielseitig einsetzbar ist. Damit stellt Holz auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Allein im Gebiet des Regionalforstamts Niederrhein werden jährlich mehr als 100.000m³ Holz verkauft.

Aktuell gibt es aufgrund vieler Stürme und anhaltender Trockenheit jedoch ein Überangebot an Holz. Das schlägt sich natürlich auch auf den Preis nieder. Bei den Forstwirt:innen wächst daher die Sorge, dass ihre Kinder künftig nicht mehr vom eigenen Betrieb leben können. Das ZDF hat zu dem Thema eine spannende Dokumentation gedreht, in der zwei Familien dabei begleitet werden, wie sie ihren Wald zu retten versuchen.

Der Lebensraum

Wälder bieten einen wichtigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Einen Lebensraum, der angesichts zunehmender Wohn- und Gewerbebebauung immer kleiner wird. Wälder leisten also einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für die biologische Vielfalt und den Artenschutz. Sie sind zudem wichtig für den Gewässerschutz, filtern unser Trinkwasser und binden Kohlenstoff. Die Bäume produzieren Sauerstoff und helfen mit ihren Wurzeln den Boden vor Erosionen zu schützen.

Der Zufluchtsort

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind die meisten Menschen öfter im Freien als sonst. Spazieren gehen, ist für viele die einzige verbliebene Freizeitmöglichkeit außerhalb der eigenen Wohnung. Auch ich war in den vergangenen Monaten viel mit meiner Familie in der Natur unterwegs.

Ein besonders beliebtes Ziel für Wanderungen sind dabei die Wälder. Das liegt sicherlich auch daran, dass der Forst „kein Corona kennt“. Dort herrscht Normalität. Die Tiere, die Bäume, die Insekten – alles ist wie immer. Er ist also der ideale Zufluchtsort in der Pandemie. Im Kreis Wesel gibt es einige schöne Gebiete, die sich bestens für eine Entdeckungstour eignen. Da wären zum Beispiel die Leucht in Kamp-Lintfort/Alpen, der Tüschenwald in Sonsbeck oder der Diersfordter Wald in Wesel.

Dass der Wald zum Ausflugsziel Nummer eins geworden ist, hat aber nicht nur positive Seiten. Viele Menschen nehmen bei ihren Ausflügen nicht genügend Rücksicht auf die Umwelt und das Ökosystem Wald. Zahlreiche Besucher:innen und insbesondere freilaufende Hunde scheuchen zum Beispiel die im Gehölz lebenden Wildtiere auf. Macht die Naherholung also Naturschutz unmöglich?

Wo brennt’s im Wald?

Im Wald brennt es leider sprichwörtlich an allen Ecken und Enden. Der Klimawandel und die damit verbundenen Stürme und Trockenheit setzen ihm seit Jahren zu. Der Forst hat gewaltigen Durst und das schwächt seine Abwehrkräfte.

Dafür spricht auch ein seit 2018 beobachtetes und gefürchtetes Phänomen: der Borkenkäfer. Durch die Trockenheit können insbesondere Fichten nicht mehr genügend Harz produzieren. Dies dient jedoch eigentlich als natürlicher Rindenschutz. Dazu kommen zu warme Winter, in denen sich die Käfer(-larven) weiterentwickeln konnten. Die Borkenkäfer haben dank des Klimawandels also freie Bahn. Die folgende Grafik zeigt den großen Anteil, den der Borkenkäfer am Baumsterben hat.

Wald ist gestresst: Schäden seit 1989
Quelle: Wald und Holz NRW (2020): Zeitenwende im Wald, Nachhaltigkeitsbericht 2019/20

Klimawandel als Brandstifter

Wird der Wald noch schwächer, hat das katastrophale Folgen. Es wird in Zukunft weniger Holz zur Verfügung stehen, die Klimaleistung des Waldes sinkt und er produziert weniger Sauerstoff. Das sorgt insgesamt für einen Temperaturanstieg auf der Welt und wird die Auswirkungen des Klimawandels noch verstärken.

Zudem führt die Trockenheit in den Wäldern zusätzlich zu einer erhöhten Brandgefahr. Daher habe ich mich vergangenes Jahr beim Kreisbrandmeister informiert, wie gut die Feuerwehren für Waldbrände ausgerüstet sind. Fazit: Es muss mehr lokale Fortbildungen für die Brandbekämpfung in der Vegetation geben. Dazu werde ich auch mit dem Feuerwehr-Experten Dr. Ulrich Cimolino im Rahmen meines Waldgipfels sprechen.

Viele ungeklärte Fragen

Es gibt viele ungeklärte Fragen: Ist der Lebensraum Wald noch zu retten oder droht ihn der Klimawandel zu zerstören? Bieten Forstbetriebe kommenden Generationen bald keine wirtschaftliche Perspektive mehr? Wie bekommt man Ökonomie und Ökologie zukünftig besser unter einen Hut? Wie kann man sich gegen Waldbrände rüsten? Und wie passt der Schutz des Lebensraums Wald mit dem Thema Naherholung zusammen? Wie können wir gemeinsam unseren Wald vor Bedrohungen schützen und gleichzeitig für möglichst viele Menschen nutzbar machen?

Woche des Waldes

Weil ein einzelner Tag nicht reicht, um sich diesen Fragen zu widmen, wird die Woche vom 15. bis 21. März 2021 für mich im Zeichen des Waldes stehen. Höhepunkt dieser Woche wird der Waldgipfel bilden. Eine Online-Konferenz bei der ich mit unterschiedlichen Gästen diskutieren möchte, was wir tun können, um den Wald zu retten. Ich freue mich sehr darauf, folgende Gäste begrüßen zu dürfen:

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