NRW-Schulministerium muss jetzt liefern

Homeschooling gehört während der Corona-Pandemie mittlerweile zum Alltag

Das NRW-Schulministerium hat derzeit viel zu tun. Zugegeben. Das darf aber nicht die Begründung dafür sein, dass drängende Fragen nicht umgehend beantwortet werden. Was jetzt dringend zu tun ist, fasse ich hier zusammen.

Die Diskussion um flächendeckenden Präsenzunterricht können wir uns sparen. Das NRW-Schulministerium muss einsehen, dass mindestens bis zu den Sommerferien Ausnahmezustand herrscht. Präsenzunterricht wäre für viele Familien und Kinder schön – richtig und durchgehend umsetzbar ist er aber nicht.

Mit den Gegebenheiten umgehen

Wenn ich also weiß, was nicht geht, muss ich alles andere möglich machen. Manchmal glaube ich, das NRW-Schulministerium weiß selbst nicht so richtig, welche Modelle es überhaupt gibt und was mit Hybridunterricht gemeint ist. Vielleicht bleiben Empfehlungen an die Lehrerinnen und Lehrer deshalb aus. Dabei ist es so einfach, wie Philippe Wampfler zeigt.

Für was sich das Schulministerium auch immer entscheidet: Die inhaltliche und technische Handreichung an die Kollegien muss auf dem Fuß folgen. Übrigens ebenso wie Weiterbildungsangebote. Natürlich ebenfalls online.

NRW-Schulministerium und G8

Schon jetzt ist absehbar, dass die Turbo-Abi-Jahrgänge in arge Not geraten. Ein ohnehin stark verdichteter Lehrplan wurde durch die Corona-Beschulung noch mehr zerpflückt. Ein Abi nach Plan scheint mir da kaum möglich. Das Schulministerium in NRW muss schon jetzt sagen, wie es für diese Jahrgänge weitergeht. Den letzten G8-Jahrgang könnte man zum Beispiel in einen G9-Jahrgang überführen und mit den ersten Abiturienten nach 13 Schuljahren zum Reifezeugnis führen. Wie man das am besten macht, das muss jetzt durchdacht und geregelt werden. Eine Rückkehr zu G9 für alle verbliebenen G8-Jahrgänge fordert beispielsweise diese Petition an die NRW-Schulministerin.

Doch nicht nur beim Abi gilt, dass die Lehrpläne angepasst gehören. Nicht irgendwann, sondern kurzfristig. Nach welchen Kriterien können und dürfen Lehrende die Leistungen zum Ende des Schuljahres 2020/2021 überhaupt bewerten? Wenn das Ministerium hierauf nicht rechtzeitig rechtssichere Antworten gibt, wird es reihenweise Klagen und Beschwerden geben. Gegen Zeugnisse, Abschlüsse und Nicht-Versetzungen.

Bei den berufsbildenden Schulen ist die Sache noch komplizierter, denn hier gibt es größtenteils bundeseinheitliche Abschlussprüfungen. Hier muss sich also das NRW-Schulministerium frühzeitig mit den anderen Ländern abstimmen.

Klingt wie ein Luxusproblem, ist aber keines: Viele Eltern und auch Lehrerinnen und Lehrer fürchten, dass die Sommerferien verkürzt werden könnten. Das Ministerium würde damit schulfreie Tage im ersten Halbjahr ausgleichen. Gut ist das nicht, weil alle Beteiligten Erholung im Sommer dringend nötig haben werden. Wenn die Landesregierung aber eine Kürzung will, muss sie die Entscheidung jetzt fällen und kommunizieren. Denn die Mehrzahl der Arbeitnehmer hat längst den eigenen Familien-Urlaub planen müssen!

Was noch getan werden muss

Vor Ort können wir auch noch einiges tun, um es Lehrenden und Lernenden einfacher zu machen. Am Breitbandausbau wird vielerorts gearbeitet. Doch stehen Schulen nicht immer oben auf der Prioritätenliste. Das habe ich schon mal bemängelt.

Lernen von zu Hause ist zudem nicht allen Kindern möglich. Oft fehlen Internetanschlüsse, Endgeräte oder schlicht ein ruhiges Plätzchen sowie die Unterstützung der Eltern. Im Podcast mit Pastor Marcus Bastek haben wir unsere ganz subjektiven Erfahrungen mit dem Homeschooling wiedergegeben. Die Antwort könnte Hybridunterricht sein. So könnten sich einzelne Kinder ohne eigene Ausstattung an öffentlichen Orten treffen. Begleitet von Lehrpersonal oder anderen Pädagoginnen und Pädagogen. Technik wird vor Ort gestellt. So wie es Marina Weisband in einem starken Meinungsartikel zum Thema vorschlägt.

Antworten dringend gesucht

So oder so brauchen Kinder, Eltern und Lehrpersonal jetzt Antworten auf dringende Fragen. Diese müssen Bestand haben. Zumindest erst mal bis zu den Sommerferien. Das geht, auch während einer Pandemie. Die Voraussetzung ist, dass man die Probleme erkennt und an ihrer Lösung arbeitet. Frühzeitig und nicht – wie bisher so häufig – erst Freitagnachmittag nach Schulschluss…

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