Das neue Kamp-Lintfort: Die Hochschulstadt

Die Hochschule ist da! Noch immer überkommt mich ein komisches Gefühl, wenn ich den Campus im Herzen der Stadt betrete. Irgendwie mittendrin und doch so neu. Die Gebäude muten fremd an, doch führt jeder Blick an den Bauten vorbei zu einem markanten Punkt im Stadtbild, der schon immer da war: Christuskirche, Zechenturm, Stephanswäldchen.

 

Never forget, where you’ve come from

Viel geredet wurde in den vergangenen Wochen von der Chance, vom Aufbruch dieser Stadt im Strukturwandel. Einige fühlen sich davon überrannt. Einige auch zurückgesetzt, hängt ihr Herz doch immer noch am Bergbau, der vielen bislang einziger Identitätsstifter war. Gut so, und auch künftig wird Kamp-Lintforts Geschichte eng mit dem Bergbau verbunden sein. Und auch das Kloster Kamp bleibt ein Pol der Stadtgeschichte. Der Ausgangspunkt sozusagen.

 

Blick auf die Hochschule Rhein-Waal

 

 

Nun hat jedoch ein neuer Zeitabschnitt begonnen. Kein Bruch der Geschichte, sondern eine konsequente Fortentwicklung. Unser Bürgermeister Christoph Landscheidt hat das mal so beschrieben: Seit den Ordensbrüdern auf Kamp lebt unsere Stadt von der Innovation. So wie die Männer Gottes den Menschen am ländlichen Niederrhein neue Techniken von Ackerbau und Viehzucht nahebrachten, Bildung und Bücher (man nehme nur das Camper Antependium) etablierten, so ging es mit der Industrialisierung weiter. Auch der Bergbau lebte über 100 Jahre lang von ständiger Innovation. Noch immer ist Bergbautechnik „Made in Germany“ die modernste und effizienteste der Welt! Nun also die Hochschule, die wieder neue Innovationen bringt und damit ein neues Kapitel in der Stadtentwicklung begründet. Kontinuität liegt eben nur im Wandel.

 

Im Mittelpunkt steht immer der Mensch

Heute nun hatte ich die Gelegenheit, einem Gospelkonzert in der Christuskirche, eben jenem evangelischen Gotteshaus in unmittelbarer Nähe zur Hochschule zu lauschen. Bei dieser Gelegenheit stellten sich einige Studierende dem Publikum vor. Zwei junge Männer, vielleicht Anfang 20 kamen nach vorne, um sich vorzustellen. Christian kommt aus Moldawien. „Immer wenn ich von meinem Land erzähle“, sagt er lächelnd auf Englisch „nicken die Leute. Wirklich kennen tut es aber keiner.“ Also zeigt er sein Land auf der Karte und berichtet sehr sympathisch von den Gepflogenheiten seiner Landsleute. Sein Kommilitone tut es ihm später gleich: Die Brasilianer seien ein lebensfrohes Völkchen. Wichtig sei ihnen Fußball, am Strand zu liegen und natürlich Fußball. Ach ja, und dann müsse man auch mal arbeiten, sagt er unter dem Gelächter des Publikums.

Wie hat es diese beiden nach Kamp-Lintfort verschlagen? Christian sagt, er habe sich bei vielen Unis beworben. Die in Kamp-Lintfort sei irgendwie etwas Besonderes. Noch dazu in Deutschland, einem Land, dessen Kultur er näher kennen lernen möchte. Spätestens da denke ich: Die Welt zu Gast bei Freunden!

Hatten wir das nicht schon einmal? Der Bergbau hat bis heute rund 150 Nationen nach Kamp-Lintfort geführt. Sie leben seitdem friedlich miteinander, haben gemeinsam geschuftet und gefeiert. Die Mönche galten ebenfalls als Kosmopoliten ihrer Zeit. Immer hat also die Auseinandersetzung mit anderen Menschen und Kulturen uns einen Fortschritt gebracht. Der liegt im Austausch miteinander. Und so wünsche ich mir, dass wir Kamp-Lintforter uns die Neugier auf das Fremde bewahren. Dass wir uns freundschaftlich auf die Menschen zubewegen, die als Studierende schon in der Stadt sind und weiter nach Kamp-Lintfort kommen. Sie bringen etwas sehr wertvolles mit: Ihre jugendliche Unbeschwertheit und Offenheit. Das zeigen mir an jenem Nachmittag die beiden Studenten aus Brasilien und Moldawien.

Deren Elan wirkt auf mich wie ein Jungbrunnen. Es passiert etwas Spannendes in der Stadt. Irgendwie ist das elektrisierend. Davon sollten wir uns anstecken lassen. Deshalb mein Appell: Bleibt neugierig und gebt unseren Gästen das, was wir alle suchen – ein schönes Zuhause. Und erzählt ihnen von unserer Geschichte. Von Kloster und Zeche, von Gläubigen und Malochern, von echten Kamp-Lintfortern eben.

Darauf können wir alle sehr stolz sein!

 

Gepostet vor 13th April von

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